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Die Todesopfer

Thomas Schulz

Am frühen Abend des 28. März 2005 wollte der damals 31-jährige Thomas Schulz mit seinen Freund*innen aus der lokalen Punkszene ein Konzert in Dortmund besuchen. Im U-Bahnhof Kampstraße traf die Gruppe aus ca. 20 Personen auf Sven K., der als Neonazi bekannt war. Erst wenige Monate zuvor hatte Sven K. einen Punker schwer veprügelt, wofür er verurteilt wurde. Die Gruppe der Punks und Sven K. gerieten auf der Rolltreppe des Bahnhofs in eine verbale Auseinandersetzung. Die Punks zogen schließlich weiter, Thomas Schulz ging jedoch auf die weitere Provokation des Neonazis ein und näherte sich ihm. Sven K. zog daraufhin, für Thomas Schulz unbemerkt, ein 15 Zentimeter langes Messer aus seiner Bomberjacke. Er rammte es plötzlich und mit erheblicher Wucht in die Brust des unbewaffneten Opfers. Thomas Schulz starb wenig später an den Folgen des Angriffs im Krankenhaus.

Oury Jalloh

Am 7. Januar 2005 kam der damals 36-jährige Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone in den Kellerräumen einer Dessauer Polizeidienststelle ums Leben. Die Todesumstände sind bis heute noch nicht hinreichend geklärt, obwohl sie den Verdacht eines rassistisch motivierten Mordes nahelegen. Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh kämpft seither um politische und juristische Aufklärung des Falls. Die Geschichte Oury Jallohs lässt an der deutschen Rechtsstaatlichkeit zweifeln, da ein scheinbar ausgeprägter Korpsgeist in Polizei und Justiz Ermittlungen wieder und wieder ins Leere laufen lässt.

İsmail Yaşar

Am 9. Juni 2005 wird der 50 Jahre alte İsmail Yaşar in Nürnberg (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit fünf gezielten Schüssen in seinem Dönerstand ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an İsmail Yaşar und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahrelang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.

Theodoros Boulgarides

Am 15. Juni 2005 wird der 41-jährige Theodoros Boulgarides in München Westend (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in seinem Schlüsselladen mit einem gezielten Kopfschuss ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Theodoros Boulgarides und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahrelang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.

44-Jährige unbekannte Person

Am 01. Juli 2005 wird ein 44-Jähriger Mann in Essen (Nordrhein-Westfalen) von zwei 15 und 17 Jahre alten Neonazis zusammengeschlagen. Zwei Tage später wird der Mann in einem Männerwohnheim tot aufgefunden.

Tim Maier

Am 26. November 2005 wird der 20-Jährige Tim Maier in Bad Buchau (Baden-Württemberg) von einem 24-Jährigen Neonazi erstochen. Als er mit vier Freunden, von denen einer Türke ist, ein Lokal verlässt, wird die Gruppe von dem ehemaligen NPD-Mitglied Achim M. und einem weiteren Rechtsextremisten verfolgt und als „Scheiß Ausländer“ beschimpft. Daraufhin kommt es zu einer Rangelei, bei der Achim M. dem 20-Jährigen ein Messer in den Bauch stößt. Das Gericht stellte 2006 im Urteil fest, dass der rechtsextreme Hintergrund der Tat nicht geleugnet werden könne, und dass in den Parolen sich „dumpfe Ausländerfeindlichkeit“ ausgedrückt habe. Achim M. wird wegen Totschlages zu zehn Jahren Haft verurteilt. Trotz dieses Urteils taucht Tim Maier bis heute nicht in der offiziellen Statistik der Todesopfer rechter Gewalt auf.